Battle Royale – Faszination Last Man Standing

Mehr als ein kurzer Hype - Das Phänomen Battle Royale

Battle Royale – Kein anderes Videospiel-Genre hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Boom erlebt und die Gaming-Landschaft derart im Sturm erobert. 2017 waren Playerunknown’s Battlegrounds (PUBG), und Fortnite in aller Munde. Beide Spiele werden bis heute täglich von Millionen Spielern gespielt. Mittlerweile gibt es für die beiden Platzhirsche PUBG und Fortnite viele Mitbewerber, die mit ihren Spielen ebenfalls versucht haben auf den Battle Royale Siegeszug aufzuspringen und die dabei mal mehr, mal weniger erfolgreich waren. Einige Entwicklerstudios werden es auch in Zukunft noch probieren, weil sich ihr Spiel derzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet. Grund genug, sich das Thema Battle Royale etwas genauer anzuschauen um herauszufinden, was die BR-Spiele so faszinierend und erfolgreich macht.

Was ist Battle Royale?

Um die Frage zu beantworten, was den Reiz der BR-Spiele ausmacht, müssen wir zuerst einmal schauen, wie die Idee ihren Anfang nahm und welchen Weg Battle Royale von einer Gaming-Nische hin zum angesagten Trend-Genre genommen hat.

Der Ursprung von Battle Royale

Battle Royale basiert auf dem gleichnamigen, dystopischen Roman von Kōshun Takami, der im Jahr 2000 erfolgreich verfilmt wurde. Der Film zeigt ein staatlich arrangiertes Todesspiel, in dem das selektive Schulsystem in Japan zu einem blutigen Kampf auf Leben und Tod überspitzt wird. Die Schüler einer Mittelschule finden sich nach einem Ausflug plötzlich auf einer Insel wieder. Mit Halsbändern voll Sprengstoff gezwungen, sollen sie sich dort so lange gegenseitig töten, bis binnen 3 Tagen nur noch ein Überlebender als Gewinner der Lektion übrig ist. Täglich wechselnde Gefahrenzonen auf der Insel dürfen nicht betreten werden. Schüler die sich trotzdem darin aufhalten werden per Fernzündung des Halsbands getötet.

Battle Royale von Kōshun Takami und The Hunger Games von Suzanne Collins – Romanvorlagen für das Battle Royale Spielgenre

Auch die Verfilmung der Romantrilogie Die Tribute von Panem, im Originaltitel The Hunger Games, von Suzanne Collins wird wohl Einfluss auf den Erfolg der Battle Royale Videospiele gehabt haben. Selbst für Minecraft erschien ein gleichnamiger PvP-Spielmodus namens Minecraft Hunger Games. Im Film müssen Jungen und Mädchen aus verschiedenen Stadtbezirken, sogenannte Tribute, bis zum Tod in einer Freillichtarena kämpfen, während das Spektakel überall auf Leinwänden übertragen wird.

Vermutlich inspiriert von diesen Romanvorlagen, bastelte der Modder Brendan Greene dann Battle Royale Mods für die Militär-Simulationen Arma 2 und Arma 3 von Bohemia Interactive, welche aber vermutlich nur bei Fans der Spieleserie bekannt waren. Später war Greene dann auch im Zombie Survival Game H1Z1 für den PvP Modus “King of the Hill” verantwortlich. Danach begann Greene, der nun auch mit seinem Modder-Nickname PlayerUnknown etwas Berühmtheit erlagt hatte, zusammen mit dem südkoreanischen Entwicklerstudio Bluehole das nach ihm benannte, Playerunknown’s Battlegrounds zu entwickeln, in dem Battle Royale erstmals das Hauptkonzept des Spiels war und nicht nur eine Erweiterung.

Das Battle Royale Spielprinzip

Abgeleitet von den beiden genannten Romanen / Filmen, gestaltet sich das Spielprinzip der Battle Royale Spiele immer ziemlich ähnlich. Eine feste Anzahl von Spielern, meist um die 100, wird aus einem Flugzeug oder etwas ähnlichem abgeworfen. Der Spieler kann selbst entscheiden wo auf der Karte er landen möchte. Am Boden angekommen beginnt dann auch sofort die Action. Schnell eine Waffe und etwas Ausrüstung finden und sicher gehen, dass man den Spieler erwischt der da gerade in der Nähe gelandet ist, bevor man selbst von ihm erschossen wird.

Der kleiner werdende Spielbereich am Beispiel von PUBG – Die Zone zieht sich um die Schule zusammen.

Während die Spieler versuchen bessere Waffen, Munition, Rüstungen und medizinische Vorräte zu finden, schrumpft der spielbare Bereich mit der Zeit immer weiter zusammen. Da man außerhalb dieses Bereiches nicht lange überleben kann und deshalb in der Zone bleiben muss, sind Zusammentreffen mit anderen Spieler unumgänglich.

Der Spielbereich komprimiert die Spieler so lange, bis sich alle Überlebenden in einem sehr kleinen Spielgebiet zu einem letzten Gefecht gegenüberstehen. Verschiedene Faktoren wie die Positionierung, die Bewaffnung, die Rüstung aber auch der eigene Skill mit der Waffe und die persönliche Nervenstärke entscheiden dann darüber, wer als Gewinner übrig bleibt.

Der Siegeszug von PUBG und Fortnite

Playerunknown’s Battlegrounds traf den Nerv vieler Spieler und verkaufte sich sehr schnell viele Millionen mal. Allein während des Early Access 2017 soll Bluehole mehr als 26 Millionen Kopien weltweit verkauft haben. Im Juni 2018 konnte PUBG dann auch erfolgreich die Marke von 50 Millionen verkauften Kopien durchbrechen.

Die Influencer Moondye7 und Lost beim Gamescom Invitational 2017 in Köln.

PUBG sorgte nicht nur beim spielen, sondern auch beim zuschauen für Spaß und Spannung. Daher begleiteten auch in Deutschland viele Content-Creator den Hype um PUBG. Mit regelmäßigen Livestreams und zahlreichen YouTube Videos, in denen Sie ihre Skills, Tricks und Überlebenstaktiken zeigten, konnten beispielsweise Moondye7 oder LostAiming (heute Lost) ein großes Publikum begeistern. So waren die beiden logischerweise auch beim Gamescom Invitational 2017 in Köln dabei, wo sich die Influencer mit professionellen E-Sport Teams messen konnten und PUBG erstmals als LAN Event aufgeführt wurde. Seitdem gab es weltweit viele weitere PUBG Events.

Im Sommer 2017, nur ein paar Monate nach PUBG, erschien Fortnite, das ebenfalls mit einem Battle Royale Modus ausgestattet war. Im Gegensatz zu PUBG war das von People Can Fly und Epic Games entwickelte Spiel kostenlos spielbar. Während PUBG auf Realismus setzte, sprach Fortnite mit seiner bunten Comic-Grafik und der Möglichkeit kostenlos zu spielen eher jüngere Spieler an. Im Januar 2018 soll es weltweit bereits über 45 Millionen Spieler gehabt haben. Viele Spiel- und Interface-Elemente der beiden Games sind sich ähnlich, dennoch sind es grundverschiedene Spiele.

Fortnite bringt noch ein Bausystem mit, das das Spiel um neue taktische Elemente erweitert. Treppen und Wände sind schnell errichtet und sorgen dafür, höher gelegene Orte zu erreichen um sich einen Vorteil zu verschaffen oder sich kurz etwas Schutz vor Scharfschützen zu geben. Um sich zu finanzieren setzt Fortnite auf Mikrotransaktionen und seine sogenannten V-Bucks.

Deutsche Influencer zeigen beide Spiele regelmäßig im Rahmen des in Spandau produzierten BAAL (Battleground Allstars) Turniers, das 2x jeden Monat stattfindet und abwechselnd PUBG und Fortnite Gameplay präsentiert.

Andere Battle Royale Spiele – Alternativen zu PUBG & Fortnite

Neben diesen beiden Platzhirschen hat das Battle Royale Genre hat bereits viele andere Spiele hervorgebracht und einige weitere stehen noch in den Startlöchern. Hier eine kleine Übersicht über weitere Games!

  • Call of Duty: Black Ops 4: Das kürzlich erschienene Call of Duty: Black Ops 4 hat einen eigenen Battle Royale Modus namens Blackout bekommen und ist von der Spielmechanik her nun vermutlich das schnellste BR-Game.
  • Last Tide: Ein Battle Royale unter Wasser. In Last Tide treten 100 Taucher tief im Ozean gegeneinander an und müssen sich dabei vor Haien in Acht nehmen. Bis Mitte 2019 ist das Spiel noch im Early Access.
  • Cuisine Royale: Ursprünglich nur als Aprilscherz geplant ist aus Cuisine Royale eine kostenlos spielbare Battle Royale Parodie geworden. Ausgerüstet wird sich mit allem, was die Küche hergibt.
  • Rapture Rejects: 2D Battle Royale mit 50 Spielern pro Runde. Rapture Rejects basiert auf der beliebten Webcomic-Serie Cyanide & Happiness von Explosm Entertainment. Soll noch 2018 auf Steam verfügbar sein.
  • Totally Accurate Battlegrounds: Eine weiteres Spiel, dass das Battle Royale Genre parodieren soll, dabei jedoch ziemlich viel Spaß macht. Anfänglich kostenlos spielbar ist “TABG”  jetzt zum kleinen Preis erhältlich.
  • Zeus Battlegrounds: Auf Melee Fights ausgelegtes, kostenloses Fantasy Battle Royale. 100 Halbgötter kämpfen mit Schwertern, Schilden und anderen altertümlichen Waffen um ihren Platz an der Seite von Göttervater Zeus im Olymp.
  • Islands of Nyne: First Person Battle Royale mit einem Hauch Sci-Fi. In Alien-Arenen kämpfen die Spieler ums Überleben und darum, nicht vom Plasmafeld erwischt zu werden. Early Access und bislang leider eher Islands of “Nein”.
  • Fear the Wolves: Battle-Royale von Vostok Games. Entkomme aus S.T.A.L.K.E.R.s Tschernobyl, während du von Mutanten, Strahlung, schrecklichen Anomalien, dem Wetter und anderen Spielern verfolgt wirst.
  • Battlefield V: Auch die Battlefield Serie wird in Battlefield V einen Battle Royale Modus namens Firestorm (Feuersturm) erhalten. 16 Teams mit jeweils 4 Spielern werden auch der größten Battlefield-Karte die es je gab darum kämpfen, der letzte überlebende Infanterietrupp zu sein.
  • Ring of Elysium: Das Wetter in der Bergregion um Mount Dione schlägt in eine Kältewelle um. Ein Rettungshubschrauber kommt noch durch, doch es ist unmöglich alle 100 Personen zu retten. Diese müssen in bester Battle Royale Manier um den Platz im Heli kämpfen. Gaming Gigant Tencent, die als Publisher hinter dem Spiel stehen, haben mit dem Shooter sehr viel richtig gemacht und mittlerweile gibt es auch eine 2. Karte.
  • Spellbreak: Battle Royal mit einem Fantasy-Szenario, in dem die Spieler Magie und verschiedene Zauber die man sonst eher aus RPG’s kennt gegeneinander einsetzen. Aktuell noch in einer frühen Alpha-Phase, könnte Spellbreak für ein oder anderen eine interessante Alternative zu den klassischen Battle Royal Spielen werden.
  • Apex Legends: Der Free to Play Battle-Royale-Shooter von den Titanfall Entwicklern und Publisher EA wurde nach seiner Veröffentlichung im Februar 2019 innerhalb kürzester Zeit zum Hit: Apex Legends erreichte nach 72 Stunden bereits zehn Millionen Spieler. Derzeit nur  im Trio spielbar, gibt es Hinweise darauf, dass bald auch ein Solo- und Duo-Modus folgen könnten. Der schnelle Shooter, der manchmal an Blackout erinnert, dürfte insbesondere ein Konkurrent für Fortnite werden.

Persönliche Meinung: Es gibt noch weitere Battle Royale Titel, auf deren Auflistung ich hier jedoch aufgrund mangelnder Relevanz einfach mal verzichte. Von den genannten Alternativen zu PUBG und Fortnite bewerte ich momentan Apex Legends sowie Ring of Elysium als die interessantesten Titel, die auch das Potenzial bieten sich dauerhaft feste Marktanteile im BR Segment zu sichern.

PUBG; Die Wüsten Map Miramar sorgt mit vielen offenen Flächen dafür, dass hier für viele Spieler nicht die Shotgun, sondern eine Sniper die Waffe der Wahl ist.

Was erzeugt den Reiz der Battle Royale Spiele?

Es sind meiner Meinung nach verschiedene Faktoren, die den Reiz der Battle Royale Spiele ausmachen. Ich werde nie meine ersten Runden in PUBG vergessen, in jedem Fight durchschoss Adrenalin meinen Körper. Das hat sich zwar nach einigen Spielstunden und etwas Routine wieder gelegt, der tolle Nervenkitzel ging jedoch nie ganz verloren und spätestens im Lategame ist auch wieder ein bisschen Adrenalin mit im Spiel. Ein Chicken-Dinner ist immer etwas besonderes und das Belohnungszentrum im Gehirn wird, zumindest bei mir, auch nach mehr als 700 Spielstunden noch heftig getriggert wenn man es plötzlich geschafft hat der letzte Überlebende zu sein.

Der Survivalaspekt im Early- und Midgame, verbunden mit dem mal mehr, mal weniger vorhandenen Lootglück, sorgt für einen hohen Wiederspielwert. Jede Runde verspricht Abwechslung, da die Karten neu gemischt werden und man nicht weiß, was sich diesmal am Lieblingsplatz für den Absprung ereignen könnte und in welche Richtung einen die Zone treiben wird.

Neben dem grundsätzlichen Reiz eines kompetitiven Spiels, das immer auf einen finalen Showdown hinausläuft, erhöht sich der Wiederspielwert der Battle Royale Games durch den Duo und Squad-Modus weiter nach oben. Im Falle von PUBG war ein bisschen laufen, looten, schießen auch immer perfekt für den gemeinsamen Feierabend mit Freunden. 2 Stunden gemeinsame Zeit, da kann man mindestens 4-5 Runden zusammen spielen.

Was bringt die Zukunft für Battle Royale?

Geschmäcker sind verschiedenen und für manche Spieler ist der Reiz der Battle Royale Games schon wieder vorbei.  Bei anderen ist die Lust auf Battle Royale ungebrochen oder sogar erst frisch geweckt. Battle Royale wird uns Spieler und Fans mit Sicherheit noch ein paar Jahre begleiten. Auch wenn es derzeit so scheint als würde der Hype ganz langsam wieder abflachen, wird uns das Genre erhalten bleiben. Call of Duty hat es mit Blackout bereits vorgemacht und ich denke, ein Battle Royale Modus ist auch für viele andere Shooter in den nächsten Jahren Pflichtprogramm. Und wer weiß schon, was noch an Plänen und Ideen in den Schubladen diverser Entwicklerstudios schlummert und in den nächsten Jahren realisiert werden will.

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Autor: Piet 627 Beiträge
Piet liebt Indiegames und Pixelart, spielt aber viel zu selten ein Spiel bis zum Ende durch. Der 39-jährige Bart- und Basecap-Träger macht beruflich Sachen im Internet und ist dort auch gerne als Spielescout, Kreativberater und Troubleshooter unterwegs, wenn er nicht gerade an einem Beitrag für Indiegames Inside schreibt.